Wie man eine Sandburg baut – Tipps vom Profi

Seit zehn Jahren werden auf Rügen professionell Sandskulpturen geschnitzt. Im Jubiläumsjahr setzte Thomas van den Dungen, Gründer und Geschäftsführer des Sandskulpturenfestivals, noch einen drauf: Unter seiner Leitung entstand in Binz die höchste Sandburg der Welt. Wir sprachen mit ihm über die Besonderheit, mit Sand zu bauen.

 

zweiküsten: Herr van den Dun­gen, Sie sind gebür­tig aus den Nieder­lan­den. Was hat Sie an die Ost­see verschlagen?

Thomas van den Dun­gen: Ich hat­te vor zehn Jahren für meine Sand­skulp­turen-Events einen Ort gesucht, an dem viele Urlauber sind, und bin dadurch auf Rügen gelandet. Mein­er Frau und mir hat die Umge­bung dann aber so gut gefall­en, dass wir geblieben sind und unsere Geschäfte aus­geweit­et haben.

Thomas van den Dungen vom Sandskulpturenfestival in Binz vor der höchsten Sandburg der Welt

Thomas van den Dun­gen vor der größten Sand­burg der Welt © Bian­ca Lohr

Inzwis­chen holen Sie die Sand­kün­stler nicht nur nach Rügen, son­dern auch nach Use­dom und Travemünde. Woher rührt, Ihrer Mei­n­ung nach, die Begeis­terung an dieser vergänglichen Kunst?

Jed­er hat schon ein­mal ver­sucht, etwas aus Sand zu bauen und weiß, wie schwierig das ist. Wenn man sich dann ansieht, wie Kün­stler nur aus Sand und Wass­er ganze Land­schaften, Kino­helden oder Märchen­schlöss­er erschaf­fen, ist die Fasz­i­na­tion natür­lich groß.

Wie viele Kün­stler sind jedes Jahr an dem Sand­skulp­turen­fes­ti­val in Binz beteiligt und woher kom­men sie?

Wir laden jedes Jahr etwa 40 der besten Sand­kün­stler der Welt nach Binz ein. Sie kom­men zum Beispiel aus Weißrus­s­land, Let­t­land, Ungarn, Deutsch­land, Tschechien, den Nieder­lan­den und den USA. Zwei Wochen lang schnitzen sie an ihren Fig­uren. Das Mot­to über­legen wir uns vorher und verteilen die einzel­nen The­men für die Skulp­turen. Wie die Kün­stler dieses umset­zen, bleibt dann ganz ihnen überlassen.

Nun ist Sand nicht das ein­fach­ste Mate­r­i­al, um eine Fig­ur zu schnitzen. Was schätzen die Kün­stler am Sand?

Natür­lich ist Sand schwierig, weil er seine Beschränkun­gen hat. Aber er hat auch ein paar Vorteile. Wenn etwas beim Mod­el­lieren kaputt geht oder nicht so gut gelingt, kann man zum Teil neuen Sand anset­zen. Das geht mit Eis, Stein oder Met­all zum Beispiel nicht.

Wie lange hält so eine Fig­ur aus Sand?

In geschützter Umge­bung kön­nte sie Jahrzehnte über­dauern, sofern sie nicht berührt wird. Aber auch im Freien hal­ten die Skulp­turen viele Monate. In Kali­fornien hielt eine Skulp­tur schon mal zwei Jahre, in den Nieder­lan­den liegt der Reko­rd bei einem Jahr und neun Monat­en, sie hat sog­ar den Win­ter überstanden.

Keanu Reeves aus „Matrix" auf dem Sandskultpurenfestival in Binz auf Rügen

Keanu Reeves aus „Matrix” auf dem Sand­skult­puren­fes­ti­val in Binz © jes/zweiküsten

 

Im Novem­ber schließt das Sand­skulp­turen­fes­ti­val seine Pforten. Was passiert dann mit den Skulpturen?

Sie wer­den mit dem Bag­ger abgeris­sen – und über­leben als Erin­nerung auf zahlre­ichen Fotos. Im Früh­jahr entste­hen aus dem Sand dann neue Skulpturen.

Was kann der Laie, der im Urlaub eine Sand­burg am Strand bauen will, von den Profis lernen?

Zunächst ein­mal das Com­pacten. Denn bevor man etwas in den Sand schnitzen kann, muss man ihn pressen. Dafür gibt es bes­timmte For­men, aber auch Eimer machen sich gut. Wenn der Sand­block ste­ht, ist wichtig, ihn von oben nach unten zu bear­beit­en, nicht umgekehrt.

Zehn Jahre Sand­skulp­turen auf Rügen – was war Ihr Highlight?

Jed­er begeis­terte Besuch­er ist ein High­light. Aber unvergessen ist natür­lich die „läng­ste Sand­burg der Welt“, die wir 2011 am Strand von Glowe baut­en. 27,5 Kilo­me­ter war die lang, mehr 10.000 Men­schen beteiligten sich am Bau. Und sog­ar Thomas Anders, der eigentlich zum Sin­gen gekom­men war, schippte kilo­weise Sand.

jes.

 

Warum Strand­bur­gen auf Sylt ver­boten sind und wie das Bud­deln im Sand einst den „anrüchi­gen Müßig­gang“ vertreiben sollte, ste­ht hier.

Ihr wollt nach Binz? Dann lest hier: 7 Gründe dafür und 3 dagegen

Thomas van den Dungen vom Sandskulpturenfestival in Binz und sein Team vor der höchsten Sandburg der Welt

Grup­pen­bild mit Sand­burg: Das inter­na­tionale Team aus Rus­s­land, Polen, Ungarn, Deutsch­land, Hol­land und Let­t­land hat das riesige Bauw­erk in ger­ade mal vier Wochen geschaf­fen. © Bian­ca Lohr

 

Buchtipps:

Der Bur­gen­bau am Strand von Binz ist auch eine der ins­ge­samt 52 kleinen und großen Eska­paden in Meck­len­burg-Vor­pom­mern an der Ost­see: Ab nach draußen! (DuMont Eska­paden), unserem neuen Reise­führer für die Küste. Wenn Ihr das Buch hier bei Ama­zon bestellen wollt, unter­stützt Ihr nicht nur die Autorin, son­dern auch dieses Por­tal mit ein paar Cents, am Kauf­preis ändert sich aber nichts. Mit etwas Glück kön­nt Ihr hier aber auch ein Exem­plar gewinnen.

 

 

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Der Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift DÜNENZEIT Ost­see, Aus­gabe Som­mer 2019. Die Zeitschrift mit Reporta­gen und Aus­flugstipps für die Küsten von Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Schleswig-Hol­stein gibt es zum Preis von 6,50 Euro am Kiosk oder hier online.

 

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