Mit dem Küselhof auf Fehmarn haben Sonja Witt und ihr Mann Andreas einen wahren Sehnsuchtsort geschaffen – einen Ferien- und Reiterhof, auf dem nicht nur kleine Pferdemädchen glücklich werden, sondern alle, die das Meer lieben und eine Auszeit vom Alltag brauchen. Wir wollten von Sonja Witt wissen, wie der Küselhof wurde, was er heute ist, warum sie Fehmarn an Hawaii erinnert – und warum es glücklich macht, Gastgeberin zu sein. Ein Protokoll.
„Als ich am 7.7.2007 über die Fehmarnsundbrücke fuhr, wollte ich eigentlich nur über das Wochenende auf der Insel bleiben. Doch es kam anders: Ich blieb für immer!
Warum? Vielleicht, weil es hier wie auf Hawaii riecht, wo ich als junge Frau zwei Monate lebte? Weil die Luft hier am Morgen ganz klar ist, bevor sie sich langsam anreichert mit all den Gerüchen, die diese Insel ausmachen? Vielleicht, weil ich wohl nirgends besser entspannen kann?
Ich fuhr nur kurz heim, um das Auto zu holen und später nochmal, um das Haus auszuräumen und meinen Job zu kündigen. Wir zogen zunächst in ein Ferienhaus. Da ich für die offenen Stellen auf Fehmarn mit meiner Berufserfahrung – zuletzt war ich im Handelsmarketing der Tui Deutschland GmbH – offensichtlich überqualifiziert war, gründete ich eine Agentur für touristischen Vertrieb und Marketing und beriet Höfe auf der Insel in ihrer Kostenstruktur und Vertrieblichkeit.
Über diese Arbeit lernte ich Andreas kennen, der auf dem Hof seiner Eltern in Burg eine Reitschule führte. Er hatte ein paar Jahre vorher einen alten Hof im drei Kilometer entfernten Dorf Wulfen erworben, den Küselhof. Dafür erarbeiteten wir gemeinsam ein exklusives Konzept.
Doch nach einem tragischen Scheunenbrand im Oktober 2008 mussten wir unsere Pläne ändern. Auf dem Küselhof planten wir nun einen Reiterhof mit hochwertigen Ferienwohnungen und ‑häusern. In das Erdgeschoss des schönen alten Bauernhauses aus dem Jahr 1870 zogen wir selbst ein. 2010 heirateten wir und bekamen unseren ersten Sohn.
Viel Wirbel auf dem Küselhof
Schritt für Schritt verwirklichten wir unseren Traum. Küsel ist plattdeutsch und steht für Wirbel / Wirbelwind. Und zunächst mussten wir selbst ganz schön wirbeln: Wir bauten die Reithalle mit dem Außenbereich und installierten zusätzlich zu den drei Ferienwohnungen im Haupthaus vier weitere in der Südscheune – zum Teil mit Sauna, Kamin, alle mit Terrasse und Strandkorb. Der Clou sind hier unsere „Hindernisbetten“, die wir in den Schleswiger Behinderten Werkstätten fertigen ließen, sowie der alte Sattel als Deko im Wohnzimmer.
Zwei Jahre später durften dann auch die Pferde endlich in ihren neuen Stall ziehen, den wir gründlich und daher lange geplant hatten. Sämtliche Abläufe wurden von uns analysiert und schließlich optimiert. Heute spart uns der Stall vier Arbeitsstunden täglich, weil tränken und misten maschinell erfolgen. 35 Pferde und Ponys haben wir heute. Auch für Gast- und Pflegepferde ist noch Platz. Mehr über unseren Reitunterricht steht hier.
Neun Häuser in neun Monaten
Der letzte große Kraftakt folgte 2019, als wir binnen neun Monate neun Ferienhäuser fertig stellten: vier kleinere Häuser für bis zu 4 Personen und fünf größere Häuser für bis zu 7 Personen. Letztere haben nicht nur einen Kamin im Wohnzimmer, sondern zusätzlich einen Tischkicker, eine Sauna und eine Außendusche. Duschen unter freiem Himmel – wieder etwas, was mich an Hawaii erinnert.
Als letztes wurde das „neue Bauernhaus“ fertig – mit sechs unterschiedlich großen Ferienwohnungen, unter anderem unserer kleinsten, mit 49 Quadratmetern. So können wir auch Paaren oder Alleinerziehenden, die nicht so viel Platz wie Familien brauchen, eine passende Unterkunft bieten. Überhaupt muss man bei uns kein Pferdenarr sein, um glücklich zu werden. Es gibt einen Golfplatz ganz in der Nähe. Für Wassersportler haben wir eine eigene Wiese. Und wer einfach nur das Meer genießen will: Einer der schönsten Naturstrände der Insel liegt in Laufnähe zum Küselhof. Hier gehen wir mit unseren Kindern Magalie, Claire, Jacob und Arthur natürlich auch selbst gern hin.
Das Paradies in der Pandemie
„Eine schöne Zeit!“ – das wünschen wir all unseren Gästen und haben es daher zu unserem Credo erhoben, als wir am 1. Oktober 2019 unsere neuen Häuser und Wohnungen eröffneten. Leider hatten wir kurz darauf alle eine gar nicht schöne Zeit: Corona zwang uns eine lange Pause auf und bereitete uns auch sonst große Sorgen. Immerhin hatten wir bei der Bank 4,5 Millionen Euro geliehen …
Doch als die Gäste endlich wieder kommen durften, füllten sich unsere Wohnungen und Häuser fast schneller, als wir zu träumen wagten. Denn es ist schon so: Wo kann man in diesen Zeiten entspanner Urlaub machen als auf einem weitläufigen Ferienhof mit viel Platz zwischen den Häusern – und mit garantiert viel Bewegung an frischester Luft? Dass die Ostsee mit ihrem gesunden Reizklima das Immunsystem stärkt, kommt hinzu.
Natürlich halten wir uns an die geltenden Hygiene- und Abstandsbestimmungen. In den geschlossenen Räumen herrscht Maskenpflicht und unsere tolle Spielscheune bleibt erstmal zu. Die Lobby-Küche wurde zur Einbahnstraße, damit sich niemand zu nahe kommt. Und der Kaffee, den sich die Gäste hier sonst selbst brühen durften, wird vorerst von uns serviert.
What’s next?
Langsam wagen wir auch wieder einen Blick in die Zukunft. Einen Yogaraum und ein Atelier soll in der Spielscheune über unserem Indoor-Spielplatz entstehen. Auch würden wir gern wieder in die Pferdezucht einsteigen. Minishettlandponys züchten wir jetzt schon. Erst im letzten Jahr wurden zwei Stutfohlen geboren – und nicht nur die Kinder lieben sie.
Doch jetzt genießen wir erstmal unseren fertigen Küselhof und freuen uns, wie gut er angenommen wird. Überhaupt ist es unfassbar schön, jeden Tag Menschen glücklich zu machen. Das gibt mir selbst ganz viel Energie, versetzt mich regelrecht in einen Flow, der mich fröhlich durch den Tag trägt – es gibt keinen besseren Beruf! Wenn ich meine Gäste verabschiede, werde ich daher auch immer ganz rührselig. Zum Glück kommen viele wieder. Wir haben inzwischen eine Menge Stammkunden gewonnen, und das zeigt uns: Wir haben alles richtig gemacht!“
protokolliert von jes.
Der Küselhof liegt im Süden Fehmarns im Ort Wulfen. Anreise am besten im eigenen Auto, Parkplätze stehen kostenfrei zur Verfügung. Beim Entladen hilft ein Bollerwagen. Alle Informationen über den Hof sowie direkte Buchungen über die Homepage des Küselhofs. Einen Erfahrungsbericht über eine Reitstunde auf dem Küselhof lest ihr hier.
Warum man sowieso mal nach Fehmarn muss? Wir haben 7 Gründe dafür gefunden – und 3 dagegen.