Sie ist die drittgrößte Insel Deutschlands und ihr Name geht auf „fe mer“ zurück, slawisch für „am Meer gelegen“. Wer auf die Insel rauf will, muss über die fantastische Fehmarnsundbrücke und eigentlich wäre diese schon Grund genug, nach Fehmarn zu fahren – denn das ist wirklich ein Erlebnis. Doch es gibt viele weitere gute Gründe. Und drei dagegen.



Erstens: Weil Fehmarn so herrlich unaufgeregt ist

Keine poshen Plätze, kein Sehen und Gese­hen wer­den, kein nerviger Dress­code – auf Fehmarn kann jed­er sein, wie er will, die Insel ist es schließlich auch. Statt vornehmer Bäder­ar­chitek­tur prä­gen mächtige Bauern­sche­unen die Dör­fer und wirken dabei so grandios geerdet, dass man es selb­st sofort ist. Wer den­noch gern seine schick­en Som­merklei­d­chen auf Prom­e­naden aus­führen mag, fährt zum Süd­strand, wo Fehmarn auf stin­knor­male Urlaub­s­des­ti­na­tion macht, mit hochgeschosse­nen Hotels und all dem Trubel, den ein Ferienort ver­meintlich braucht. 

Fehmarn Suedstrand
Kleine See­brücke am Süd­strand. Fotos: jes/zweiküsten

Zweitens: So viel Sonne!

2000 Son­nen­stun­den pro Jahr, das ist viel. Fehmarn gilt zuweilen als das regenärm­ste Gebi­et der Repub­lik, als Deutsch­lands „Cos­ta del Sol“. Dass die Land­wirtschaft auf Fehmarn trotz der Trock­en­heit seit jeher flo­ri­ert, liegt an den guten, tief­gründi­gen Böden der Insel, die Wass­er lange hal­ten kön­nen. „Die Kornkam­mer von Schleswig-Hol­stein“ wird Fehmarn auch genan­nt – und weite Felder, auf denen das Getrei­de in der Sonne gold­en leuchtet, prä­gen das Bild der Insel, das man am besten auf aus­giebi­gen Rad­touren genießt. 

Kornfeld
Blaue Farb­tupfer in einem Meer aus Gold – Getrei­de­feld auf Fehmarn. Foto: jes/zweiküsten

Drittens: Die Strände

Die Auswahl ist groß: Auf 78 Kilo­me­tern Küste verteilen sich 20 Strände mit ganz unter­schiedlichem Charak­ter. Im Süden liegt träge der trube­lige Süd­strand mit dem fam­i­lien­fre­undlichen flachen Ein­stieg, in den Nor­den lockt das win­dum­toste Kiter­paradies am Grü­nen Brink; und dazwis­chen wartet so manche kleine Strand­per­le darauf, ent­deckt zu wer­den. Wie etwa der Strand in Wulfen mit der kleinen Steilküste und dem hüb­schen Blick auf die Fehmarn­sund­brücke. Hier kann man an einem riesi­gen Grill auch wun­der­bar ein Bar­be­cue für ganze Grup­pen schmeißen (ein­fach das Grill­rost bei info@fewo-muhl.de bestellen). Ein weit­er­er Tipp für alle, die einen Strand gern ganz natür­lich haben, ist der bei Kathari­nen­hof im Osten der Insel. Hier kön­nen die Kids über Fin­d­linge und Baum­stämme klet­tern, währen die Eltern ihren Blick ganz entspan­nt am Hor­i­zont einhaken.

Kitesurfer am Strand am Grünen Brink von Fehmarn
Für Kids wie Kiter ein Traum: Der Strand am Grü­nen Brink. Foto: jes/zweiküsten

Viertens: Die Hofcafés

Wer vom Kuchen immer das größte Stück abhaben will, ist auf Fehmarn genau richtig. Denn auf Fam­i­lien­feiern, so ste­ht es in Reise­führern, wird die Torte nicht vorgeschnit­ten. Stattdessen schnei­det sich jed­er selb­st ein Stück ab und reicht es weit­er. Ob das wirk­lich stimmt, kon­nten wir lei­der nicht über­prüfen. Dafür waren wir im Hof­café – vier gibt es auf der Insel – und da sind die Kuchen­stücke so groß, als hätte man sich tat­säch­lich selb­st bedi­ent. Und leck­er sind sie auch! Wir waren im schö­nen Hof­café Alberts­dorf, wo wir unsere Törtchen wahlweise im Strand­ko­rb oder auf hüb­schen Bistrostühlen in einem schö­nen Garten genießen kon­nten. Lei­der ist es zur Kaf­feezeit sehr voll und die Schlange ziem­lich lang. Am besten am späten Nach­mit­tag kommen.

Hofcafe Albertsdorf auf Fehmarn
Im Hof­café Alberts­dorf ist es sel­ten so leer wie auf dem Bild, daher ruhig etwas Zeit mit­brin­gen. Foto: jes/zweiküsten

Fünftens: Die Pferde

Auf Fehmarn gibt es gefühlt so viele Reit­er­höfe wie Eis­die­len. Ross und Reit­er siehst du hier so oft wie Rad und Bik­er. Sog­ar am Strand find­et man die typ­is­chen Spuren, die nur Hufeisen in den Sand drück­en kön­nen. Doch nicht genug: Sog­ar Wildpferde grasen hier glück­lich im Grü­nen – im Naturschutzge­bi­et Wall­nau, 25 Minuten Aut­o­fahrt ent­fer­nt, kann man die hüb­schen gra­u­fal­be­nen Konik-Pferde mit etwas Glück und einem Fer­n­glas beobacht­en. Wer bei so viel Schön­heit auf Hufen auch selb­st das höch­ste Glück der Erde auf dem Pferde suchen will, macht am besten mal eine Reit­stunde. Wir haben es gewagt. Lest hier den Bericht. 

Pferde auf dem Küselhof
Auf dem Küsel­hof der Fam­i­lie Witt in Wulfen posieren die Pferde sehr hüb­sch vor der Fehmarn­sund­brücke. Foto: jes/zweiküsten

Sechtens: Die Architektur

Arne Jacob­sen trifft keine Schuld. Ger­ade ein­mal fünf Stock­w­erke soll­ten seine Gebäude für den Süd­strand auf Fehmarn aus der plat­ten Insel wach­sen. Doch die Lokalpoli­tik­er woll­ten hoch hin­aus und macht­en 17 draus – nun ste­hen sie da, die drei grauen Hochhäuser, die aus der Ferne immer ein wenig an Silos erin­nern, was natür­lich auch irgend­wie passt zu der Kornkam­mer Schleswig Hol­steins. Schön sind sie aber nicht. Umso schön­er aber der Blick aus den Fen­stern, denn, dafür hat Jacob­sen immer­hin noch sor­gen kön­nen, sie alle schauen auf das Meer und gen Süden …

Architektur_Fehmarn
Auf den Spuren von Arne Jacob­sen am Süd­strand von Fehmarn. Foto: jes/zweiküsten

Apro­pos Land­wirtschaft, apro­pos Architek­tur: Wer durch die Dör­fer Fehmarns zuck­elt, staunt bald über die Sche­unen in XXL, die da mit­ten in den Orten thro­nen. Dick ste­ht das Bau­jahr über dem Por­tal, oft Ende des 19. Jahrhun­derts datiert, als die Bauern der Insel so reich waren, dass sie mit ihren Sche­unen richtig klotzen kon­nten – imposante Zeitzeu­gen in Backstein!


Siebtens: Jimi!

Es sollte die deutsche Antwort auf Wood­stock wer­den: Das Love + Peace Fes­ti­val auf Fehmarn im Sep­tem­ber 1970. Das Line-Up bilde­ten Größen wie Jimi Hen­drix, Ten Years After, The Faces, Mun­go Jer­ry und andere. Beate Uhse steuerte 200.000 D‑Mark bei, ihre Erotik-Shops fungierten als Vorverkauf­sstellen, später schmiss sie eigen­händig Kon­dome unters Volk. Doch viel Liebe wurde nicht prak­tiziert. Es war kalt und stür­misch, die fröstel­nden Hip­pies hiel­ten sich an ihren Joints warm – und bei Laune: Denn nicht nur das Wet­ter war mies, auch mis­cht­en etwa 200 Rock­er das Fes­ti­val auf. Wegen der Nässe erlit­ten einige Musik­er Strom­schläge auf der Bühne. Viele angekündigte Bands kamen gar nicht erst, nach­dem sie den Wet­ter­bericht sahen. 

Jimi Hendrix Gedenkstein Fehmarn
Gedenkstein zu Ehren von Jimi Hen­drix. Foto: jes/zweiküsten

Wer aushar­rte, wartete am Ende nur noch auf einen: Jimi Hen­drix! Doch der ließ sich Zeit. Am Sam­stagabend sollte er spie­len, am Son­ntag­mit­tag war er endlich da. Doch in dem Moment, als Jimi die Bühne betrat, riss der Him­mel auf, die Sonne kam raus – und die Fes­ti­valbe­such­er erlebten einen magis­chen Moment sowie einen großar­ti­gen Gig. Was kein­er ahnte: Es war der let­zte Open-Air-Auftritt des Aus­nahme-Gitar­ris­ten. Gut zwei Wochen später wurde er im Lon­don­er Samarkand Hotel tot aufge­fun­den. An seinen his­torischen Auftritt erin­nert heute ein Gedenkstein. Und auch son­st ist Jimi auf der Insel noch sehr gegenwärtig. 

Jimi Hendrix Souvenirs auf Fehmarn
Wer zum Leucht­turm Flügge will, kann auf diesem lusti­gen Gefährt Land­schaft und Jimi gle­ichzeit­ig genießen. Foto: jes/zweiküsten

Was eventuell gegen Fehmarn spricht:


Erstens: Man kommt schwer wieder weg

Es ist so schön auf Fehmarn, dass man gar nicht mehr nach Hause will. Manche bleiben sog­ar für immer, wie Son­ja, die einst ihren Job kündigte, um in Fehmarn neu anz­u­fan­gen. Heute betreibt sie mit ihrem Mann den Küsel­hof in Wulfen.

Küselhof Ferienhaus
Auch der Ferien­gast will hier am lieb­sten bleiben: Ferien­haus auf dem Küsel­hof. Foto: jes/zweiküsten

Zweitens: Shoppen ist schwierig

Zwar gibt es in Burg, dem Haup­tort der Insel, eine char­mante Einkauf­sstraße mit vie­len kleinen Läden, doch Shop­pen im großen Stil geht ander­swo bess­er. Das ges­parte Geld lässt sich natür­lich pri­ma ander­weit­ig anle­gen, in Surf­s­tun­den, gutes Essen und her­rlichen Kuchen zum Beispiel. Apro­pos: Wer gern kuli­nar­ische Dinge kauft, muss unbe­d­ingt nach Puttgar­den, wo auf einem Pon­ton im Hafen der einzige schwim­mende Gren­zhan­del der Welt mit gut 900 Weinen, rund 350 Whiskeys, Scho­ki im XXL-For­mat und so manch­er skan­di­navis­chen Spezial­ität aufwartet. 8000 Quadrat­meter misst der Bor­der­Shop. In Burg wiederum lohnt ein Besuch der Küsten­man­u­fak­tur – die bringt den Geschmack der Insel via Marme­laden, Saucen und Pestos ins Glas. Und auch in den Hof­cafés kann man pri­ma Sou­venirs shoppen.

Shop vom Cafe Albertsdorf
Shop des Hof­cafés Alberts­dorf – hier kann man schöne Dinge kaufen. Foto: jes/zweiküsten

Drittens: Ohne Auto geht es kaum

Wie so oft an der Küste ist es auch auf Fehmarn mit den öffentlichen Verkehrsmit­teln nicht so ein­fach. Ohne Auto geht es kaum. Mit dem kommst du aber bald sog­ar bis Däne­mark. Denn in etwa acht Jahren verbindet der 17 Kilo­me­ter lange Fehmarn­belt­tun­nel die Insel mit dem dänis­chen Lol­land, es wird wohl der läng­ste und tief­ste kom­binierte Straßen- und Eisen­bah­n­tun­nel der Welt. Am 1. Jan­u­ar 2021 erfol­gte der erste Spaten­stich auf dänis­ch­er Seite. Übri­gens: Wenn du erst­mal auf der Insel bist, steig um aufs Rad. Denn damit lässt sich die Insel bestens erkunden. 

Distelfeld Fehmarn
Ent­deck­ung beim Radeln: Die fehmarn­sche Antwort auf die franzö­sis­chen Laven­delfelder. Foto: jes/zweiküsten

Buchtipp

Wir reisen ja gern mit den Büch­ern vom Michael Müller Ver­lag. Der Band über Fehmarn kommt mit 10 Rad­touren und 14 Seit­en „Fehmarn mit Kindern”. Hier geht es zur Bestel­lung bei Ama­zon: Fehmarn Reise­führer Michael Müller Ver­lag: Indi­vidu­ell reisen mit vie­len prak­tis­chen Tipps. (Bei Bestel­lung über den Link gehen ein paar Cent an Zweiküsten, am Preis für dich ändert sich aber nichts).



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