Eine der zahlreichen Lektionen, die wir in den Partykellern der Eltern gelernt haben: Fototapeten sind nichts für kleine, schummerige Räume. Viel Platz braucht zum Beispiel die Tapete Seaside (siehe oben) von Komar, dem Erfinder jener Wandverkleidung, die in den 1970ern Palmen, Wälder und Manhattan in die hiesigen Stuben und vor allem Keller brachten. Doch auch für kleinere Räume gibt es Designtapeten mit maritimen Motiven, die unsere Sehnsucht nach dem Meer in die richtigen Bahnen lenken. Eine Auswahl der schönsten, für sämtliche Räume.
MÖWENALARM
Das Studio von Louise Body liegt an der Südküste England, genauer: in St. Leonards on Sea. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die Möwen den Weg auf die Tapetendesigns der Grafikerin fanden, die ihre Motive gern aus persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen schöpft. Body kombiniert Zeichnungen, Gemälde und Fotografien – und schafft Tapeten voller Nostalgie und Schönheit. Neben dem Design für ihre eigenen Tapeten und Stoffe arbeitet Body übrigens für namhafte Marken wie Paul Smith, Dr. Martens und Laura Ashley.
STRANDLEBEN
Mit dieser Tapete lebt man jeden Tag im Jahr am Strand. Geschaffen hat dieses Kunststück die Fotografin Ingrid Beddoes. Die „Träumerin mit der Kamera“ verwandelt in ihren Fotografien Strände, Städte und Natur zu Landschaften, in denen Realität und Fantasie ineinander fließen. Ursprünglich stammt Beddoes aus England, hat den größten Teil ihres Lebens auf Reisen verbracht und sich inzwischen mit ihrer Familie in Portugal niedergelassen. Happy Days indes ist universell, wir fühlen uns durchaus an einen heißen Augusttag an der Ostsee erinnert.
NOSTALGIE UND NACKTE
Als wären sie direkt der Traumwelt entsprungen – die neo-romantischen Designs von Elli Popp sind schlicht fantastisch. Die Tapete A Bash or Do wurde inspiriert von nostalgischen Fotografien aus Zeiten, als die Städter die Strände entdeckten und ihre Körper noch so ordentlich verhüllten, dass die Designerin Katja Behre, die Elli Popp vor zehn Jahren in London gründete, sich verpflichtet fühlte, ihnen noch diverse nackte Schönheiten zur Seite zu stellen. Wohin mit dem hübschen Wandschmuck? In den Salon natürlich. Oder ins Schlafzimmer.
GEFÄHRLICH
Für alle, denen der bloße Blick aufs Meer zu viel Entspannung wäre: Auf dieser Tapete sorgt eine rote Fahne für Aufregung. Denn Rot bedeutet Gefahr. Baden ist strikt verboten. Und während man den Blick auf das schön türkise Wasser heftet, spielt das Kopfkino sämtliche Möglichkeiten durch, die zum Badeverbot geführt haben mögen. Ein Hai vielleicht? Ein giftiger Quallenschwarm? Oder schlicht die Strömung? Es ist egal, denn am Ende wird es ohnehin nicht das Rot sein, das uns erregt. Sondern jenes Türkis des Meeres, in das wir gleich die ganze Wohnung tauchen mögen.
WINDFLÜCHTER
Die dramatisch windgebeugten Bäume der Küste haben die Designer Jane Tobitt und David Wardle bereits in ihrer Kindheit stark beeindruckt. Als die erste Tapetenkollektion von Bold & Noble – gegründet am Küchentisch, während die Großmutter auf das gemeinsame Kind aufpasste – anstand, war das Bild dieser so genannten Windflüchter sofort wieder präsent. Und wurde folglich zum Motiv. Zwar ziehen mit der Tapete Northeasterly auch stürmische Zeiten in die eigenen vier Wände – die Designer bemerkten aber darüberhinaus, dass die Silhouette dieser Bäume auch etwas Warmes habe: Es erscheint ein Lächeln auf den Gesichtern der Betrachter; sie neigen den Kopf, als würden sie selbst ein wenig verweht.
SEEGANG
Maritime Themen spielen eine große Rolle bei dem Label Cole & Son, das bereits 1875 in Großbritannien gegründet wurde. Da ziehen Kugelfische mit lustigen Äuglein ruhig und gelassen ihre Bahnen, leuchten sich orangefarbene Anglerfische in der Tiefe ihren Weg durch verschlungene Unterwasserpflanzen – und strahlen dabei eine Ruhe aus, die jede Räumlichkeit in einen Ort der Entspannung verwandelt. Anders bei dem Design Columbus: Hier spielt der Ozean mit ungezügelter Energie auf den Wänden und sorgt für eine Dynamik, die den Betrachter nicht gerade in Entspannung versetzt. Diese Tapete hängt daher besser im Flur. Oder in Räumen, in denen Menschen ihr Hirn in Bewegung bringen statt rasten sollen.
WELLENSPIEL
Hohe Wellen schlägt auch Seascape von Abigail Edwards. Allerdings kräuseln sich die Wellen hier so verspielt und zart an der Oberfläche, dass sie bei aller Bewegung sogar großflächig für eine entspannte Raumoptik sorgen. Dass die Tapete ein bisschen aussieht, als hätte sie eine Schriftstellerin mit ihrem Kuli in einer langen Schreibblockade an die Wand gemalt, kommt nicht von ungefähr: Abigail Edwards ist auch Autorin und schreibt für namhafte Medien über Innenarchitektur und Design.
CRASH GEWOLLT
„Abenteuerkunst für Fernwehgeplagte!“, nennt Leah Flores ihre Designs. Die Fotografin und Illustratorin aus Portland fertigt berauschende Bilder von Bergen, Wäldern und Meeren und versieht sie mit handgeschriebenen Botschaften. Ihre Arbeiten sind eine Einladung: Brich aus deiner gewohnten Umgebung aus, entdecke, bereise, erlebe die Welt. In diesem Fall kommt der Imperativ von der Welle, die da so hübsch auf uns zurollt. Crash into me! Na, mit dem größten Vergnügen!
Gefunden und zusammengetragen von jes.