„Mal keinen Fokus haben, sich treiben lassen, fließen, einfach sein“ – wenn man Designerin Sophie Oemus danach fragt, was sie am Meer so liebt, muss sie nicht lange überlegen. Es ist die Flucht aus dem Alltag, die ihr der Ozean bietet, der Frieden, den sie dort findet. Ihre neue MAISONNOÉE-Kollektion Latitude, die sie in dieser Woche auf der Fashion Week in Berlin vorstellte, ist daher eine Art Hommage an das Meer. An seine Kraft, seine Ruhe, seine Unberechenbarkeit.
Dabei drängt sich der Gedanke an das Meer dem Betrachter ihrer Mode keineswegs auf – wie etwa bei der aktuellen Kollektion Ahoi von Lena Hoschek, die im letzten Jahr ihre Models im feminisierten Matrosenlook über den Catwalk der Fashion Week Berlin schickte. Bei MAISONNOÉE inspirierte das Meer vielmehr auf subtilere Art: bei den Materialien, die an die glänzende Haut eines Fisches erinnern, wie das geschuppte Leder im leichten Goldton; bei den geschwungenen Einsätzen in Wellenform, die Röcke und Blusen zieren; oder bei den kleinen Knöpfen, die wie Perlen in frisch geöffneten Muscheln wirken. Selbst der Korallenprint auf feiner Seide ist so dezent in der Optik, dass man erst auf dem zweiten Blick erkennt, dass er der Unterwasserwelt entspringt.
LATITUDE ist der Name der Kollektion, Freiheit. Denn auch das macht das Meer: Es verspricht Freiheit. Nicht nur die Freiheit, die ein paar unbeschwerte Tage am Meer verheißen. Sondern vor allem jene Freiheit, die es in der alten Heimat nicht mehr gibt, weshalb Ozeane überquert werden, um sie anderswo zu finden. Ein Mitarbeiter von Maisonnoée ist diesen Weg gegangen. Und hat für die neue Kollektion das Kleid DASYATIS (siehe Foto oben) in aufwändiger Moulage-Technik direkt an der Schneiderbüste erstellt. Diese aufwändige Handwerkskunst ist keineswegs typisch für Prêt-à-porter und eher in der Haute Couture zu Hause. Oemus hat sich diese Freiheit einfach genommen.
jes.